Wie ihr im Schnee richtig belichtet

 

Wart ihr in den letzten Tagen draußen, um Bilder im Schnee zu machen? Dann habt ihr euch eventuell die Frage gestellt, warum eure Bilder so dunkel sind? Ist der Belichtungsmesser auf einmal kaputt?

An dieser Stelle kann ich euch schon einmal beruhigen: Nein, alles gut. Eurer Kamera geht es gut.

Also zurück zum Thema:
Der Schnee vor der Linse ist hell und weiß. Warum also ist der Schnee hinter der Linse, auf dem Kameradisplay, eher grau? Und das trotz korrekter Belichtung, zumindest wenn es nach dem Belichtungsmesser eurer Kamera geht.

Der graue Schnee ist erst einmal ein Resultat der Funktionsweise eurer Kamera. Genauer gesagt, wie diese die Szene vor der Linse bezüglich Helligkeit wahrnimmt und interpretiert.

Habt ihr eure Kamera zum Beispiel auf Mehrfeldmessung eingestellt, versucht die Kamera über den Großteil des Bildes ein mittleres Grau bei der Belichtung zu erreichen.

Grau meint in diesem Fall weniger eine Farbe, als vielmehr eine Helligkeit zwischen ganz dunkel (schwarz) und ganz hell (weiß).

Habt ihr also viel weiß vor der Linse, vermutet die Kamera, es ist sehr hell und rät euch über die Anzeige des Belichtungsmessers dazu, kürzer zu belichten.

Und genau da liegt das Problem bei Bildern im und vom Schnee. Denn der ist ja, wie wir alle wissen, im besten Falle weiß.

Somit vermutet eure Kamera also, dass da eine sehr helle Lichtsituation vor der Linse lauert.

Das Resultat, wenn ihr euch im Schnee alleine auf die Anzeige des Belichtungsmessers eurer Kamera verlasst, sind also dunkle Bilder.

Was könnt ihr nun machen, um im Schnee korrekt zu belichten?

Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten.

1. Habt ihr die Möglichkeit, auf dem Display eurer Kamera ein Live Bild samt Histogramm anzeigen zu lassen, könnt ihr diese Möglichkeit nutzen. Somit seht ihr vor dem Auslösen bereits anhand des Histogramms, wie das Bild belichtet sein wird.

2. Habt ihr diese Möglichkeit nicht, macht einfach ein Bild eures Motivs, welches ihr um 2/3 Blendenstufen überbelichtet. Schaut euch danach in der Rückschau das gerade gemachte Bild an und blendet dazu das Histogramm ein.

Ist das Bild trotz der Belichtungskorrektur immer noch unterbelichtet, macht ein weiteres Bild mit noch weiter nach oben korrigierter Belichtung.

3. Habt ihr auch dieser Möglichkeit nicht, weil ihr eventuell sogar Analog fotografiert, versucht es hiermit: Die einschlägige Literatur rät dazu, irgendwo zwischen einer und anderthalb Blendenstufen bis hin zu zwei Blendenstufen überzubelichten.

Jede Kamera verhält sich leicht anders und nicht alle Motive und Lichtsituation sind gleich. Daher ist es auch nicht möglich hierbei einen einheitlichen Wert anzugeben.

Mit der Zeit bekommt ihr aber sicher ein Gefühl dafür, wie sich eure Kamera im Schnee verhält und um wie viele Blendenstufen ihr mindestens überbelichten könnt.

Und sofern möglich, hilft im Zweifelsfall immer ein Blick auf das Histogramm. Entweder vor oder nach dem Auslösen.

Habt ihr sogar die Möglichkeit, eine Überbelichtungs-Warnung anzeigen zu lassen, dann nutzt auch diese, zusätzlich zum Histogramm.

Bei einigen Kameras werden zu helle Bereiche hierbei als weiß blinkend dargestellt, bei anderen ist es das sogenannte Zebra-Muster, welches durch die zu hell belichten Bildanteile läuft.

„Schön und gut“, werdet ihr jetzt vielleicht denken: „Der Schnee ist gerade getaut, das Frühjahr rückt mit Riesenschritten näher und mit dem nächsten Schnee ist frühstens in 8 Monaten zu rechnen. Bis dahin …“.

Und an der Stelle bringe ich dann mal den April ins Spiel.

Falls euch dieser Cliffhanger zum Ende nicht genügen sollte, setze ich noch einen drauf:

Fotografiert ihr in RAW, kann es sein, dass das auf dem Display der Kamera angezeigte Histogramm nicht ganz den Tatsachen entspricht.

Warum das so ist, könnt ihr hier in Kürze erfahren. Stay tuned!